So geht's
Einteilung der Arbeitsbereiche in die Domänen einfach – kompliziert – komplex – chaotisch – ungeordnet zur Bestimmung der richtigen Herangehensweise. Im komplexen Umfeld eignet sich die agile Vorgehensweise.
Das bringt es
Hilft dabei, Herausforderungen mit den richtigen Methodenzu begegnen, um diese erfolgreich zu bewältigen.
Im Detail
Sehr häufig sind Unternehmen versucht, agile Prinzipien in guter Absicht flächendeckend über alle Teams einzuführen. Aber – ergibt das Sinn? Vielmehr ist es wichtig, das Arbeitsumfeld und seine Herausforderungen genau zu kennen und richtig einzustufen. Denn agile Prozessmethoden liefern nicht in allen Zusammenhängen einen Mehrwert.
Der walisische Gelehrte Dave Snowden untersucht in seinem Aufsatz “Cynefin: a sense of time and space, the social ecology of knowledge management“ von 2000 die Beziehung zwischen Mensch, Erfahrung und Kontext und bietet einen einfachen Weg für die Wahl der richtigen Herangehensweise zur Problemlösung. Das sogenannte Cynefin-Framework [:kinäwin:] unterteilt in die 5 Lebensräume simpel, kompliziert, komplex, chaotisch und ungeordnet (simple, complicated, complex, chaotic, disorder). In jedem Lebensraum führen jeweils andere Prozessmethoden zum Erfolg. Agile Prozessmethoden wie z.B. Scrum erzielen demnach im komplexen Lebensraum beste Ergebnisse, während ein iteratives Vorgehen im simplen Lebensraum schlicht und einfach Zeitverschwendung wäre.

Die fünf Lebensräume
Simpel
Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ist für alle offensichtlich. Es können bewährte Praktiken (best practice) angewendet werden. Die vorliegende Situation muss nur kategorisiert werden, damit die richtige Antwort bereitsteht (Sense - Categorize – Respond).
Beispiel Callcenter: Der Kunde ruft an und hat ein bekanntes Problem, was mit Hilfe von Standard-Antworten gelöst werden kann.
Kompliziert
Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung benötigt eine Analyse oder eine andere Form der Prüfung (Sense – Analyze – Respond). Gute Praktiken (good practice) kommen zur Anwendung – es gibt also verfügbares Expertenwissen in Form von Anleitungen, Fachbüchern, Videos etc.
Beispiel: Eine Waschmaschine reparieren. Für einen Elektroinstallateur vielleicht sogar simpel, für Fachfremde eher kompliziert.
Komplex
Complex– hier kann die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung nur retrospektiv, also im Nachhinein festgestellt werden - typisch für die komplexen Probleme unserer hochdynamischen Zeit. Bei der Problemlösung muss ausprobiert werden: Probe – Sense – Respond. Emergente Praktiken führen bestmöglich zum Erfolg, z.B. agile Prozessmethoden mit iterativem Vorgehen wie SCRUM etc.
Beispiel: Software-Entwicklung eines neuen Videostreaming-Dienstes, wenn hierzu wenig Vorkenntnisse bestehen.
Chaotisch
Es besteht keine Beziehung zwischen Ursache und Wirkung auf der Systemebene. Hier ist der Ansatz Act – Sense - Respond, dabei entstehen neue Praktiken.
Disorder
Der Zustand des Nicht-Wissens, welche Art von Beziehung besteht. In diesem Zustand gehen Teams immer in ihre eigene Komfortzone zurück, wenn sie eine Entscheidung fällen (müssen): Das Bauchgefühl entscheidet.
Scalamento empfiehlt
Sei dir bewusst, in welchem Lebensraum du agierst und wähle daraufhin deine Prozessmethode. Agile Prozessmethoden helfen hauptsächlich in komplexen Domänen!
Literatur
- D. Snowden: Cynefin: a sense of time and space, the social ecology of knowledge management. In: C. Despres, D. Chauvel (Hrsg.): Knowledge Horizons: The Present and the Promise of Knowledge Management. Butterworth-Heinemann, Oxford 2000.
- D. Snowden: Multi-ontology sense making – a new simplicity in decision making, In: Informatics in Primary Health Care. 2005.
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